Zuerst kann man Audi nur zu einem weiteren Gesamtsieg (sogar Doppelsieg) in Le Mans gratulieren, obwohl ich für andere Fahrzeuge die Daumen gedrückt habe.
Aber gerade für Le Mans gilt der Spruch: "To finish first you have first to finish!"
Dieses Jahr konnte man ein spannendes, enges und dramatisches Rennen mit vielen Positionswechseln verfolgen, was richtig Freude gemacht hat.
Die Fahrzeuge wurden pünktlich um 15:00 Uhr von Fernando Alonso über die Startlinie gewunken. Etliche sehen darin ein Symbol, dass Ferrari kurz vor einem Einstieg in die Sportwagenmeisterschaft steht. Das Gerücht geht ja schon länger herum, findet meiner Meinung nach, wenn überhaupt, aber frühestens 2016 statt, da im nächsten Jahr die Augen schon auf Nissan gerichtet sind.
Wo wir schon bei den Neueinsteigern in der LMP1 sind, kann man auch Porsche zu dem Auftritt nur gratulieren, obwohl keins der beiden Hybrid-Fahrzeuge gewertet wurde. Kurz vor Schluss des Rennens ging Marc Lieb mit der #14 noch mal auf die Strecke und drehte eine Ehrenrunde bis zur Zieldurchfahrt. Bis zum Mittag konnte man ganz vorne mitfahren und bekam dann große technische Probleme.
Der Ausfall der führenden #7 von Toyota in den frühen Morgenstunden war sicherlich das dramatischste Ereignis während des Rennen. Bis zu dem Problem in der Elektrik (Kabelbrand) war der Sieg für Toyota in greifbarer Nähe. Als Trostpreis konnte der Toyota #8, der nach einem Unfall im Regenchaos in der Anfangsphase und mit 9 Runden Rückstand nach der Reparatur wieder auf die Strecke ging, einen für das Team TMG aus Köln zartbitteren 3. Platz erreichen.
Weniger Glück hatte der Audi #3, der beim gleichen Unfall so schwer beschädigt wurde, dass er nicht mehr aus eigener Kraft zurück an die Box kam.
Spannung kam im Rennen noch mal auf, als bei beiden verbliebenen Audis nacheinander die Turbolader schlapp machten. Beide Turbinen konnten aber in relativ kurzer Zeit (23 bzw. 17 Minuten) ausgetauscht werden.
Leider steht die LMP2 in der Berichterstattung immer im Schatten der großen Prototypen, obwohl die sich dieses Jahr ein großartiges Rennen geliefert haben. Es gab wohl eine Reihe von Führungswechseln. Einen guten Einstand hatten die neuen geschlossenen Ligier-LMP2-Coupes, die bei ihrem allerersten Renneinsatz überhaupt einen zweiten Platz mit TDS Racing erringen konnten. In der Klasse werden bis nächstes Jahr noch weitere Chassis hinzukommen, was die Attraktivität der kleinen Prototypen weiter erhöht.
In der Nacht wurde einem das zu Bett gehen echt schwer gemacht, da sich die Jungs an der Spitze der GTE PRO ein packendes Rennen geliefert haben. Öfters fuhren der Ferrari #51, die Corvette #74 und der Aston #97 dicht hintereinander im Formationsflug über die Strecke. Porsche fuhr meist in Lauerstellung etwas hinterher. Dass am Ende der Ferrari #51 vor der Corvette #73 und dem Porsche #92 gewonnen hat, war keine Überraschung. Eine sehr potente Besatzung mit einem perfekt laufenden Ferrari waren die Faktoren für den Sieg.
Die Story des Rennens hat für mich aber der
Prospeed Porsche #79 geliefert. Das Fahrzeug war mit 3 Fahrern in der GTE AM gemeldet. Am Donnerstag verunglückte im Qualifying der Fahrer Bret Curtis schwer mit dem Porsche, der danach auch nicht mehr einsatzfähig war. Ein neues Porsche RSR Chassis der Baureihe 997 konnte noch aufgetrieben werden aber leider kein dritter Fahrer mehr.
Da man keinen Bronzefahrer mehr an Bord hatte, mussten die beiden verbleibenden Fahrer Jeroen Bleekemolen und Cooper MacNeil in die GT PRO Klasse wechseln. Als Folge mussten Sie mehr Gewicht ins Auto packen und mit anderen Gurney-Flaps fahren, was beides natürlich Auswirkungen aufs Fahrverhalten hat.
Das Rennen, bei dem im großen und ganzen nur zwei Reifenschäden zu beklagen waren, konnte der Porsche auf Platz 5 in der GTE PRO (Gesamt P31) beenden, wobei Bleekemolen die maximal zulässige Gesamtfahrzeit von 14 Stunden (!) ausgenutzt hat und MacNeil dann die restlichen 10 Stunden übernommen hat. Ganz großes Kino!
Aston Martin konnte wenigstens einen Sieg in der GTE AM mit "Danish Dynamite" (Poulsen/Heinemeier-Hensson/Thiim) erreichen, was gleichzeitig dem 4. Gesamtlatz in der GTE-Wertung entspricht.
Am nächsten Wochenende ist wieder ordentlich Kondition bei Fahrern und Zuschauern beim 24h-Rennen am Nürburgring gefragt, auf das ich mich schon freue und inständig hoffe, dass alle Fahrer den Respekt vor der Strecke und den Teilnehmern behalten, weil es sonst leicht zu einer Katastrophe kommen kann, die keiner sehen möchte.
Gruß
zagg