Ein letzter Post noch von mir zu dem Thema, danach ist wirklich Schluss
Und zwar ist mir in dem Artikel übel aufgestoßen, dass die Absprache, die da zwischen Webber und Vettel (und Red Bull) geherrscht hat, so lapidar als "unsportlich" bezeichnet wird. Also quasi in eine Kategorie geworfen wird mit klarer Stallorder, wie Schumi-Barrichello in Österreich oder Alonso-Massa in Hockenheim. Das finde ich so nicht vertretbar.
Dass es bis zu einem gewissen Grad Absprachen zwischen Teamkollegen geben muss, ist völlig klar. Sonst würde es einfach keinen Sinn machen, dass überhaupt mehr als ein Fahrer für ein Team startet. (Ob so etwas eine attraktive Alternative für die F1 wäre ist die andere Frage. Ich denke, dass es dann sogar noch stärker auf den Hersteller des Autos ankommen würde und wenn ein Fahrer das Über-Auto hat ist die große Langeweile angesagt. Aber gut, anderes Thema...)
Jedenfalls, beispielsweise ist die Absprache, dass man unter Teamkollegen vorsichtiger miteinander umgeht als mit Fahrern von anderen Teams völlig geläufig, und ein Fahrer, der sich daran nicht hält, wird bei keinem Team gern gesehen.
Aber nicht nur solche Absprachen unter Teamkollegen sind ganz normal. Auch sonst ist es ganz geläufig, dass man unter Teamkollegen mehr oder weniger "Nichtangriffspakte" schließt, um nicht durch einen andauernden Zweikampf die Haltbarkeit des eigenen Fahrzeugs unnötig zu belasten. Natürlich wird das nicht von jedem Team in jedem Rennen so gehandhabt, aber dass man es so vereinbart, gerade wenn die Haltbarkeit des eigenen Wagens unsicher ist, ist ganz und gar nicht außergewöhnlich.
Z.B. wurde schon oft nach dem Motto "Wer die erste Runde für sich entscheidet, dem 'gehört' das Rennen" gehandelt, wenn zwei Teamkollegen gute Chancen auf den Rennsieg hatten. Häkkinen/Coulthard haben das beispielsweise eine ganze Weile lang so gehandhabt, aber auch schon in den 70ern und 80ern wurden solche Absprachen immer wieder mal getroffen, und das ist auch völlig legitim.
Und ich bin der Überzeugung, dass unter dieselbe Kategorie auch der vermeintliche Nichtangriffspakt zwischen Webber und Vettel heute gefallen ist. Eine völlig plausible Absprache zwischen den Fahrern, um unnötige Risiken zu vermeiden und dem Team einen sicheren Doppelsieg zu bescheren. Das ist keine Mauschelei und schon gar keine Bevorzugung von Webber, sondern einfach das einzig sinnvolle, was man im Teamsport Formel 1 in dieser Situation machen konnte.
Und wenn Vettel einmal bewiesen hat, dass er solche Standardabsprachen ignoriert, ohne sich um die Risiken fürs Team und die grobe Unsportlichkeit gegenüber seinem Teamkollegen zu kümmern, wird es verdammt schwer, dieses Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Das war ihm auch selbst klar, das erklärt, weswegen er so kleinlaut um Entschuldigung gebeten hat.
Ob Webber sich nochmal auf irgendeine teaminterne Absprache einlässt, oder ob ab jetzt quasi offener Krieg zwischen den beiden herrscht, werden wir sehen.