Vorab: Ich habe mir kein Video von dem Unfall angesehen und werde es auch nicht tun. Ich finde furchtbar, was dort passiert ist, und hoffe dass Bianchi vollständig gesund wird.
Ich finde es absurd, wie hier und in Medien das Geschehen analysiert wird und nach Schuldigen/Verantwortlichen gesucht wird. War es der Steckenposten, der die "Grüne Flagge" geschwenkt hat, waren es die Streckenposten, die das Bergungsgerät bedient haben oder war es der Rennleiter, der das Safety Car nicht rausgeschickt hat?
Es gibt in meinen Augen nur einen, der die Verantwortung für den Unfall hat, und das ist Jules Bianchi selber.
Vor der Bergungsstelle wurde "Doppelt Gelb" geschwenkt, wie ich in Berichten gelesen habe. Das bedeutet, dass die Fahrer die Geschwindigkeit deutlich verringern müssen, um gegebenenfalls anhalten zu können.
Somit hat Bianchi, der mit hoher Geschwindigkeit (ca. 150 km/h) in das Bergungsfahrzeug eingeschlagen sein soll, einen klaren Regelverstoß begangen. Zusätzlich muss ihm klar gewesen sein, dass die Strecke nass und rutschig ist, wo man dann noch mehr Vorsicht walten lassen sollte. Wahrscheinlich hat man ihm über Boxenfunk auch mitgeteilt, wo eine Gefahrenstelle auf der Strecke ist.
Statt Forderungen zu stellen, die Bergungfahrzeuge zu verbieten oder bei jedem Dreher das Safety Car (wie in den USA) rauszuschicken, sollte man an erster Stelle die unnotige Boxenkommunikation nur noch für genau diese Warnmeldungen erlauben und sonst nichts.
Die Fahrer werden inzwischen so mit Boxenfunk und Displaymeldungen zugespamt oder "ferngesteuert", nach dem Motto: "
Mapping 3-7-5-8 für die Gerade X und dann Kurve 12 im 4 Gang fahren, damit dein Spritverbrauch unter 4.38L pro Runde bleibt. Der Fahrer hinter dir ist übrigens 0.15s schneller in Sektor 2.", so dass wenig Platz für eigene Entscheidungen bleibt.
Niki Lauda hat einmal bei einem GP mit Regen in Suzuka das Auto in der Box abgestellt, da er die Bedingungen für zu gefährlich befand. Heute weiss ich nicht, ob er sich an diese Situation vor laufenden Kameras noch erinnern würde.
Man kann mir jetzt vorwerfen, dass ich einer von "Gestern" bin und alle modernen Erungenschaften ablehne. Nein, es geht hier um sehr aktuelle Fragen, wie: "Wo bleibt da die Eigenverantwortung für sein Handeln?" Wir werden damit selber im Privaten und Beruflichen jeden Tag aufs Neue konfrontiert.
Gruss
zagg