Mooorjen,
puh, 12einhalb Stunden hab ich flach gelegen, -das hatte ich schon lange nicht mehr.
Wer mich kennt der weiß, was jetzt kommt
. Aber ich weiß noch nicht mal wo ich anfangen soll. Ich war mir eine ganze Zeit lang während der ganzen Vorbereitung gar nicht sicher, ob wir das so wie im letzten Jahr noch mal halten oder toppen könnten. Schon im vergangenen Jahr war es eine Top-Teamleistung und wir haben uns für den Zusammenhalt gefeiert; auch damals schon zu Recht. Auf eine Wiederholung zu hoffen birgt immer ein gewisses Risiko, am Ende enttäuscht zu werden, dass eine Steigerung des Kicks ausbleibt.
Ich habe das Ganze für mich zunächst mal auf die grundsätzliche Teilnahme ausgerichtet. Ich wollte unbedingt dabei sein und hatte auch frühzeitig schon Zusagen von Leuten, denen ich absolut vertraut hatte; hier sei Tobi Elwig als Neuling namentlich erwähnt, der sofort Feuer und Flamme war. Von Mike´s Zusage war ich sogar etwas überrascht, aber wäre ich nicht von ihm überzeugt gewesen hätte ich ihn nicht gefragt. rF2-Insider Mikk war leicht zu überzeugen und von Yoda und dem Bengel ging ich sowieso aus, dass sie erneut dabei sein würden. Der Rest ergab sich durch persönliche Anschreiben per Mail an die Leute, die im realen Leben auch noch andere Dinge als die Bude kennen. Dass die Gefolgschaft so groß wurde hatte ich eigentlich gar nicht erwartet. Und natürlich hatte ich über die vielen Wochen immer wieder Bedenken, ob wir die Spannung würden so hoch halten können. Ausdrücklich vermisst habe ich meinen letztjährigen Teamkollegen Bugfixer, der leider unverschiebbar verhindert war, und ich hoffe, dass er bei einem nächsten Mal wieder Teil der Mannschaft sein würde.
Die Arbeit die geleistet wurde ist aller Ehren wert. Wie in jedem Verein ist es so, dass einige mehr machen als andere, aber das soll niemanden abwerten. Es wurde viel Arbeit in die Skins investiert und tolle Autos auf die Strecke gestellt, in einer Dropbox haben wir gemeinsame Arbeit abgelegt und zur Verfügung gestellt, sei es zum Painten, Setups, Programme oder Anleitungen. Es war ein großes gemeinsames Projekt. Die meiste Arbeit wurde natürlich auf der Strecke geleistet. Wer mit einem natürlichen Talent gesegnet ist war etwas schneller am Ziel, andere mussten deutlich mehr Zeit investieren, um sich auf das Rennen vorzubereiten. Hier wurde aber auch durch die schnellen Jungs unterstützt und am Setup beraten.
Die hervorragende Stimmung spiegelte sich im Rennen wider. Auch der eine oder andere Fahrer, dessen Technik nicht ganz so zuverlässig mitspielte über die Vorbereitung, verdrängte die Probleme und versuchte im Sinne des Teams das Beste aus der Situation zu machen. Am Ende gab es bei uns denke ich nicht mehr Probleme wie bei anderen Teams auch.
Das Rennen startete für mich persönlich unglücklich. Am Vorabend hatten wir gemeinsam noch Grafikeinstellungen besprochen, aber ich machte einen Fehler in der nVidia-Systemsteuerung. In der Startaufstellung zuckelte ich mit 30FPS rum und hatte echt Sorge, aber es gab kein Weg zurück. Dann kam es schon in der Einführungsrunde zu einer Kollision mit einer Corvette, die um mich herum über die Strecke sprang. Da ich bei ihm die gute Pingzahl sah war ich ziemlich verwirrt, aber als er kurz später rausflog war mir klar, an wem es lag. Mich hatte es aber bereits durch eine Kollision mit ihm in die Mauer befördert und mit kleineren Schäden zwängte ich mich wieder durchs Feld auf meine Startposition.
Der Start verlief dann ohne Zwischenfälle und ich konnte meine Position zunächst halten. Wir fuhren eine 8-Runden-Strategie und waren uns sicher, die meisten anderen würden bereits nach 7 stoppen müssen. Natürlich wurden wir anschließend immer wieder bei unserem Stopp eingeholt, aber nach hinten heraus versprachen wir uns einen Vorteil dadurch. Es sollte dann aber alles ganz anders kommen.
Nach den ersten Fahrerwechseln und in der Dunkelheit häuften sich dann die Probleme in den Teams; leider auch in unseren. Disconnects bzw. Abbrüche warfen unseren Z4 schon früh mehrere Runden zurück und hinter unseren GT-R, und auch der McLaren hatte Probleme, insbesondere auch mit Frameeinbrüchen und Lags. Meine ersten beiden Stints waren zwar geprägt von Microrucklern wegen der Grafik, aber ich konnte mich drauf einstellen und hatte keinen großen Druck, sodass ich damit im Plan bleiben konnte.
Neben unserem Z4 war die vor uns qualifizierte Corvette bereits vom dem Start hinter uns gefallen, zudem fiel auch der Camaro, der starke Runden fuhr nachdem er an uns vorbei war, durch Disconnects zurück. Einzig der 3-Wide-Z4 blieb ebenso wie unser GT-R von Problemem zunächst verschont und distanzierte sich frühzeitig um 2 Runden.
Unser bestplatzierter GT-R drehte im Verlauf mit Sponge und Yoda souverän seine Runden. Wegen der Fahrer die auf zwei Autos Stints fuhren mussten wir einen Plan erstellen um die Zeiten zu synchronisieren und es zeigte sich durchgehend, dass die voraus berechneten Zeiten bis auf wenige Minuten eingehalten werden konnten. Es gab zwar schon mal kleinere Zwischenfälle, aber nichts, was uns zu einem unplanmäßigen Stopp gezwungen hätte. Alle drei PC liefen ohne Zwischenfälle und in meiner Stintpause konnte ich meine Grafik wieder auf die Fahrt im Dunkeln vorbereiten. Über Nacht entwickelte es sich dann so, dass wir völlig überraschend P2 sichern konnten und unsererseits einen sicheren Vorsprung auf P3 hatten. Diese entspannte Situation machte es natürlich leichter, fehlerfrei zu fahren.
Auf den anderen Autos im Team sank verständlicherweise die Stimmung etwas, denn als zweitqualifizierter schon früh mehrere Runden Rückstand zu haben ist schon sehr bitter. Gedanken ans Aufgeben habe ich jedoch keine Gehört, was für den Budengeist spricht. Und letztlich schwenkte die Stimmung gefühlt auch dazu über, dass das Mitfiebern mit unserem GT-R auf den anderen Autos in den Vordergrund trat.
In der Nacht wurde begleitend im Hintergrund am Stintplan gearbeitet. Abweichend von Erfahrungen in der Vorbereitung konnte der McLaren von allen Fahrern ebenfalls 8 statt derer 7 Runden pro Stint gefahren werden. Dies musste mit dem E90-BMW abgeglichen werden, was aber wiederrum Auswirkungen auf die Fahrerfolge im GT-R hätte haben können; dem war zum Glück nicht so. Wir hatten bei den Berechnungen alle 5 Runden eine pauschale Reparaturzeit von aufgerundet ca. 5 Minuten aufgeschlagen. Diese ergaben sich im Nissan allerdings nicht, sodass wir irgendwann feststellten, dass wir vor der Berechnung lagen und am Ende ein wenig fehlte. Dieses Problem schoben wir jedoch zunächst auf, da es noch zu früh war.
Am Mittag änderte sich die ganze entspannte Situation plötzlich. Der in Führung liegende Z4 hatte technische Probleme und verformte das Auto nachhaltig. Für den Zuschauer war eine Zeit lang nicht mal klar, ob sie würden weiterfahren können. Das Auto wurde auf einer Wiese an der GP-Strecke abgestellt und alle fragten sich, ob das das Ende bedeuten würde. Später erfuhren wir, dass zu diesem Zeitpunkt ein Fahrer für den Wechsel kontaktiert werden musste um hierdurch eine gründlichere Reparatur vornehmen zu können. Alles in allem verlor das führende Team jedoch über 20 Minuten und die beiden Runden Vorsprung, sodass wir hierdurch erstmals die Gesamtführung übernahmen. Sicherlich eine Situation, wie man nicht unbedingt Rennen gewinnen möchte, aber es lag nicht in unserer Hand.
Sponge fuhr nun weiter unaufgeregt und souverän seine ersten Führungsrunden bei einem 24h Nordschleifenrennen. Ich konnte das Auto so übernehmen und ich sage Euch: nicht das schlechteste Gefühl
. Aus Tobi´s Runden wusste ich natürlich, dass man nun im Fokus des Streams steht, und nach der langen Distanz und den vielen Stunden Wachzeit hab ich mir echt fast in die Hose gemacht
. Energiedrink, Hormone und das Bewusstsein für die Verantwortung für Auto und Team setzen aber tatsächlich ungeahnte Möglichkeiten frei und ich bin meine besten Stints überhaupt gefahren. Man möchte einerseits nicht live mit nem Abflug im Stream sein, aber auch nicht mit ner Angsthasentaktik über die Strecke eiern und das hilflose Opfer des Titelaspiranten mimen. Also volle Konzentration und allen Mut zusammengerafft, dabei aber nie Sprit und Reifen aus den Augen verlieren, denn der Stintplan musste eingehalten werden, um weniger zu stoppen als die Konkurrenz. Leider unterlief mir ein kleiner Fehler im Bereich der Sprunghügel und ich hatte einen leichten Einschlag. Ob mir das Endgeschwindigkeit kostete oder ob ich das aus dem Vorstint übernommen hatte war nicht zu klären, jedenfalls waren wir auf der Döttinger Höhe nun 10km/h langsamer als normal möglich. Ich konnte mich zwar kurz in einem angeblich ansehnlichen Duell gegen den Verfolger behaupten, hatte aber auf der langen Geraden keine scharfe Waffe um den Z4 hinter mir zu halten, sodass ich ihn ziehen lassen musste. Bis zu unserem nächsten Fahrerwechsel fuhr er auch schnell wieder gut eine halbe Minute Vorsprung heraus.
Wir konzentrierten uns nun auf die spannende Frage, ob wir mit unserer Boxenstoppstrategie würden nochmal einen Coup setzen können, auch wenn sich heraus kristallisierte, dass Sponge einen Splash&Dash würde machen müssen für ein paar Liter Sprit. Doch plötzlich fiel das Schlaglicht auf ein ganz anderes Duell. Das Schicksal schlug -soll ich "gerechterweise" sagen?- gut eine Stunde vor Schluss auch bei uns zu. Sponge hatte einen Disconnect, was auch für uns den Verlust der aktuell gefahrenen sowie der Einführungsrunde nach Wiedereintritt bedeutete. Plötzlich durfte man nicht mehr nach P1 schielen, sondern musste sich wieder gegen die deutlich schnellere Corvette auf P3 verteidigen, die schwindelerregende Rundenzeiten fahren konnte und wieder in der gleichen Runde fuhr wie wir. Zu allem aktuellen Unglück kam nach Tobi´s Wiedereintritt, dass sein PC noch eine Textur nachlud als er gerade am Flugplatz abhob und ein riesen Lag einen heftigen Einschlag zur Folge hatte. Sah im Stream natürlich blöd aus, aber die Infos wurden sofort an die Regie geliefert und dort an die Zuschauer weitergegeben. Allerdings habe ich den Tobi als absolut ruhigen, routinierten und abgeklärten Menschen schätzen gelernt und hatte volles Vertrauen, dass ihn dies nicht aus der Ruhe bringt. Am Ende verabschiedete sich die Corvette durch einen weiteren heftigen Schaden aus dem Rennen um P2 und Tobi durfte sich die virtuelle schwarz-weiß-karierte Flagge abholen
.
Ich weiß nicht wer hier überhaupt noch liest, aber jetzt kommt eigentlich noch mal das Wichtigste:
Ja, es war auch für mich viel Zeit, Arbeit, Hoffnung und auch Angst, dass die Erwartungen nicht erfüllt würden. Meine Erwartungen, dass alle zufrieden sein werden, und das kann schon dann einbrechen, wenn auch nur einer aus einem Team abspringt. Letztlich wollte ich nicht Teamchef sein, sondern nur Teamorganisator, aber ich fühlte mich trotzdem verantwortlich dafür, dass jeder irgendwo seine Zufriedenheit und wiederum daraus seine Motivation ziehen konnte. Und das am Ende jeder bis zur letzten Sekunde mitgezogen hat, Widerstände im Verhältnis mit rF2 allgemein oder das Finden eines gemeinsamen Setups überwunden wurden, zahlt mir alles zurück und erfüllt mich mit Stolz auf diese tollen Menschen, mit denen ich diese Stunden meines Lebens verbringen durfte; ich habe das alles sehr genossen! Dass wir am Ende mit Führungsrunden, TV-Zeit und einem Podestplatz belohnt wurden, gönne ich mir an dieser Stelle übrigens mal selbst
!
Aber ich habe auch mit einem Ohr gehört, dass die Bude immer wieder lobend erwähnt wurde im Stream. Wir haben also eine gute Außendarstellung und werden wahrgenommen, und das gelingt denke ich nur, wenn man nicht so ein Kindergarten ist wie man es auf anderen Plattformen erlebt. Da ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass rF2 ein Nischenprodukt ist und nicht die Bling-Bling-Spinner anzieht. Natürlich brauchen auch wir weiterhin Teilnehmerzahlen, aber wir haben großes Glück, dass wir die richtigen User vereinen! In wie weit es uns gelingt, das zu kompensieren darüber müssen wir uns vielleicht mal Gedanken machen...
Zum Schluss nur noch mal ein riesen Dank an alle Teilnehmer, Zuschauer und Daumendrücker, -und diejenigen, die uns hier von der Bude auch von der Leine gelassen haben, denn so ein Bisschen als Fremdgeher fühle ich mich schon, vor allem, wenn man Budenevents auslässt. Dennoch werde ich sicherlich wieder solche Events in Angriff nehmen!
Auf die Bude...